Jolki-Palki!

Juliane Nöst

buchkennung 2022-383

»Jolki-Palki!« ("йолки палки!") – wörtlich übersetzt »Tannenbaum-Stöcke« – ist ein russischer Ausdruck für Überraschung und Verwunderung – und ein Wort, das russlanddeutsche Eltern nutzen, um zu vermeiden vor ihren Kindern zu fluchen!

Sinngemäß übersetzt, beschreibt die Redewendung gut die Gedanken, die teil-weise bei einer Beschäftigung mit der russlanddeutschen Thematik aufkommen: »Manometer, ist das kompliziert!« »Ach du Schei*e – was haben unsere Großeltern alles erlebt!«, oder auch »Heiliger Bimbam – schon wieder dieses Thema?«  Denn die Frage »Wer sind ‚die‘ Russlanddeutschen?« wurde schon oft gestellt, und eine universelle Antwort darauf gibt es nicht. Im Auge der Deutschen Gesellschaft sind Russlanddeutsche oft ‚einfach Russen‘, und auch bei Russlanddeutschen selbst herrscht teilweise wenig Bewusstsein für die eigene Geschichte, Kultur und Identität.

Als erstes Magazin dieser Art, beschäftigt sich »Jolki-Palki« mit russlanddeutschen Themen, wobei ein besonderer Fokus auf die Wiedergabe möglichst vieler Perspektiven und Lebenswelten Russlanddeutscher gelegt wird.

In der ersten Ausgabe, mit besonderem Fokus auf die – größtenteils – in Deutschland geborenen Russlanddeutschen, werden verschiedene Fragestellungen be-handelt, wie: Was für Gemeinsamkeiten gibt es innerhalb jüngerer Generationen Russlanddeutscher noch, was bewegt die Generationen Russlanddeutscher,  die hauptsächlich in Deutschland aufwuchsen und dort sozialisiert wurde und ist ein Austausch über die russlanddeutsche Thematik überhaupt noch nötig  und erwünscht?

Im Magazin kommt die angezielte Generation selbst zu Wort und teilt ihre Sicht-weisen, Anekdoten und Geschichten. »Jolki-Palki« zeigt mit Ernst, Melancholie und Witz, durch Beiträge russlanddeutscher – aber auch anderer – Autor*innen und Gestalter*innen, in vielfältiger Erzähl- und Formsprache heterogene russland-deutsche Lebenswelten. Auf knapp 180 Seiten finden sich unter anderem Bild-strecken aus Sibirien und Espelkamp, Statistiken über (nicht vorhandene) Sprachkenntnisse, illustrierte Memoiren über Gürtel und Kicos, Anekdoten von Schmand im Kühlschrank, Utopien einer idealen Gesellschaft, historische Ereignisse wie Deportation und Zwangsarbeit, Memes und weiterer Schabernack wieder.